Auf Wiedersehen, bis nächstes Jahr …

23.Nov.2014 von

…winke ich ihnen ein bisschen wehmütig nach. Alle Terrassenpflanzen bezogen gestern das Winterquartier: Oleander, Oliven, Feigen, Engelstrompeten und noch so einiges mehr. Obwohl, es ist fast Ende November, Klimaverschiebung? Die Terrasse ist kahl und leer, zwei, drei Töpfe mit Duftpelargonien lasse ich stehen, sie tun sich schwer in meinem kleinen Pflanzen-Schupfen zu überwintern. Sie duften noch herrlich, dürfen dann dort sterben, wo sie das ganze Jahr den Garten verzaubert haben.

In einem Anflug von Ehrgeiz und Energie hab ich vor ein paar Tagen beschlossen, die große Feige nun doch in die Erde zu pflanzen und wählte einen Platz, der es mir ermöglichte, ganz alleine ein Loch zu graben. Naja, nicht so tief, aber immerhin tief genug. den Wurzelballen kürzte ich dramatisch und werkte und hackte und stocherte so lange, bis sie drin war, die Feige. Ein bissl Kompost dazu vom etwas vergessenen Komposthaufen, super riesige Regenwürmer, werden ihr schon helfen, der Feige, dass sie hier an ihrem neuen Platz Gefallen findet: direkt an der Terrasse. Bin schon aufgeregt, wie sie den Winter überleben wird?

Zufrieden spaziere ich eine Runde ums Haus. Das Blumenwiesenexperiment vor dem Haus ist mir im Laufe des Sommers ein wenig entglitten, wild kämpften Blumen, Unkraut, Gräser um die Vorherrschaft auf diesem kleinen Rechteck Erde, aus dessem Mittelpunkt der abgestorbene Essigbaum ragt. Eines Tages war er tot, der Essigbaum. Er war mein ganzer Stolz und Franky´s Aufstieghilfe, wenn er mich nächtens aus dem Bett miaute. Ich hab schon viele Essigbäume gesehen, aber dieser hier …. so schön gewachsen, von der Herbstfärbung ganz zu schweigen, ein Traum! Deshalb darf er weiterhin hier bleiben. Keine bunten Blätter mehr, nur das abgestorbene Ästegerüst, von dem ich die Rinde abkratzte, so dass er nun aussieht, als wäre er Strandgut, das an einem Karibikstrand angeschwemmt wurde. Und damit er trotzdem Freude hat, der Essigbaum, auch ohne einem einzigen Blatt, hab ich ihm zu seinen Füssen eine Blumenwiese gepflanzt.

An der Südseite des Hauses ist das Plätzchen für die Kräuter und Kakteen. Schaut jetzt auch schon nackert aus. Die Kakteen sind schon länger drinnen. Ich bin nicht so ein toller Kakteenpfleger, genauso, wie ich überhaupt nicht so eine tolle Gärtnerin bin. Ich lasse alles, wie es mag. Trotzdem sieht er schön aus, der Garten. Wild, bissl schlampig, aber natürlich und liebenswert. Das ganze Jahr über kämpfe ich mit meiner Mutter, die, in alter Manier, alles, das schon ein wenig dürr wird ratzeputz abschneiden und ausrotten will. Langsam gewöhnt sie sich an mein lautes „NEIN“ und schüttelt nur seufzend den Kopf. „Schau Mutter, der Garten ist kahl genug, da freu ich mich über jede braun gewordene Staude, die genau zur Jahreszeit passend, abgestorben und bissl morbid den Garten schmückt.“

Wie gesagt, die Kakteen hab ich fast alle geschenkt bekommen, selber kauf ich mir keine. Ich pflege sie kaum, aber sie sehen trotzdem gut aus, dort wo sie wohnen. Gleich daneben die Kräuter. Auch sie wachsen, wie sie wollen. Heuer hab ich sie nicht nur das ganze Jahr über mit Genuss verzehrt, sondern aus den üppigen Resten ein herrliches Pesto mit Chilis und feinem Öl gemacht!

Ich wandle weiter. Das Minibiotop ist voll mit abgestorbenen Blättern der angrenzenden Birken. Die beiden Frösche hab ich schon länger nicht mehr gehört, sind schon abgewandert. Die Molche haben kein Problem mit dem Unterwasser Laubwald. Sie graben sich im Schlamm ein und dösen dem nächsten Frühling entgegen.

Ich hab ja noch jede Menge Blumenzwiebel, fällt mir ein! Ein paar davon setze ich in die Mitte des Gartens, wo heuer die meterhohen Sonnenblumen alle in helle Begeisterung versetzten, andere kommen in den großen, leeren Topf unterm „Vogerlbaum“, wo nur noch der lustige Gänsehals aus Keramik drinnensteckt. Einsam und verlassen.

Vogerlbaum. Der ist mir immens wichtig. Schon seit Jahren. Steht er doch genau an dem Platz, wo ich vom Wohnzimmerfenster aus beobachten kann, welche Vögel sich dort treffen. Reich behangen nicht nur mit Vogelfutter, sondern auch mit alten, rostigen Laternen, keramischen Herzen und sonstigem Zeugs. Im Wohnzimmer steh ich dann, flankiert von den Katzen und beobachte die Vögel. Das Vogelbestimmungsbuch liegt jahrein, jahraus am Fensterbrett und wer mich kennt, weiß, dass ich sogar eine Liste führe über die Vögel, die hier verkehren: alle Arten von Krähen, Elstern, Spatzen, Blaumeisen, Kohlmeisen, wenige Amseln, Kleiber – hab ich schon ur lang keine mehr gesehen, fällt mir grad auf! Buntspecht, Grünspecht, Wacholderdrossel, Star, Rotkehlchen, Buchfink, Schwanzmeisen, Stieglitz, Garten- und Hausrotschwänze, Tauben, einen Winter kam mal eine Seidenschwanzkolonie vorbei! Der wohl seltenste Besucher war ein Kernbeisser und heuer schon ein Eichelhäher! Bin schon gespannt, ob dieses Jahr neue Gäste kommen, werde euch am Laufenden halten!

Mein Gartenrundgang endet hinten am Zaun. Der alte Nussbaum hat heuer ganz wenige Nüsse verschenkt. Ich schenke sie weiter an das nette Eichhörnchen, das uns regelmäßig besuchen kommt. Die Hecken an der Grundstücksgrenze könnten viel sorgsamer gepflegt sein, erst der Komposthaufen, den ich revitalisieren wollte den ganzen Sommer lang …  naja, nächstes Jahr dann …..

 

 

 

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