Frauenlauftreff ….

18.Mrz.2015 von

…. heißt die jährliche Aktion, um begeisterte Läuferinnen auf den Frauenlauf vorzubereiten. Es handelt sich um ein 12 Wochen Programm mit Trainingsplan und Wienweiten Treffpunkten zum gecoachten Laufen.

Bisher war es immer so: ich frag meine Lieblingsnichte, ob wir wieder teilnehmen am Frauenlauf, melde uns an für den 5 km Run und gleichzeitig mit der Anmeldung vereinbaren wir ein beinhartes Privattraining, um die Zeit vom Vorjahr zu toppen.

Beim ersten Frauenlauf, an dem wir teilnahmen, war es so, daß man sich am Tag vorher noch anmelden konnte, was ich damals auch tat. Das Privattraining fiel in diesem Fall eher kurz aus, aber wir schnupperten erstmals Rennfieber und freuten uns jedes Jahr aufs Neue. Das hübsche Laufshirt, die vielen, vielen Goodies und Proberln, vom Drogeriemarkt gesponsert, Müsliriegel, Heftchen, Gutscheine für Fastenjoghurt, dies alles gefiel uns mindestens so gut, wie der Lauf selber.

Letztes Jahr fiel der Frauenlauf terminlich gerade in meine Winterdepressions-Schilddrüsen-Entgleisungsphase und das Privattraining opferte ich zugunsten eines wochenlangen Dauerschlafes. „Nie im Leben kann ich heuer laufen“ dachte ich, als ich mich einen Tag vorher zum Prater schleppte, um die Startnummern zu holen. Dort allerdings geschah das Wunder! Die vielen, fröhlichen, bunten Frauen waren derart ansteckend, daß ich voller Euphorie die Nichte anrief und ins Handy brüllte: „Du, es wird sooo geil Morgen! Ich freu mich schon so sehr auf den Lauf!“

Und so geschah es auch, daß wir nicht nur glücklich am Start standen, sondern auch, daß wir beide ohne jegliches Privattraining unsere Vorjahreszeit verbesserten! Yes!!

„Gemma Frauenlauf 2015?“ Die jährliche, obligatorische Frage an die Nichte. „Was ist, traun wir uns diesmal die 10km zu?“ Wir lassen die Entscheidung noch offen, vereinbaren wie immer das beinharte Privattraining und wie jedes Jahr kommen verschiedene Ereignisse dazwischen ….. Leider muss das Nichterl ein Spitalsbett hüten 🙁  „Kopf hoch! Es ist ja noch genügend Zeit bis zum Ereignis des Jahres!“

Mein Ehrgeiz, die 10 km zu versuchen ist plötzlich eskaliert und ich beschliesse, den Frauenlauftreff im Donaupark aufzusuchen. Im Internet sehe ich mir schon mal die Laufgruppen an und denke, dass ich die langsamste 10km Gruppe wählen werde. Ziel: 10 km unter 68 Minuten …… Wie aus meinem vorigen Artikel bekannt, bin ich nicht grad eine Hochleistungsmathematikerin und frage aufgeregt den Mann: „Wenn ich 7 km in 50 Minuten laufe, in welcher Zeit werd ich dann die 10 km laufen können ….?“ „Na sehr schwer ..“, meint er kopfschüttelnd. 🙂

Die wöchentlichen 7 km = 2 x Friedhofsrunden, schaff ich doch easy und ohne Anstrengung, also kann ich die 10 km auch ganz leicht bewältigen, überleg ich und parke mich ein beim Donauparktreff.

Aus allen Richtungen strömen sportlich wirkende Frauen und versammeln sich um die 5 Trainerinnen. Selbstbewusst stell ich mich in die Gruppe von Claudia. Vor lauter Spannung höre ich nicht so genau zu, was sie sagt und trabe mit den anderen los. Es wäre besser gewesen, ich hätte zugehört, denn dann wüsste ich, dass wir 8 x 800 Meter im Schnitt mit 6,4 km/h laufen und dazwischen jeweils 3 Minuten langsam traben. Nicht ahnend, was da auf mich zukommt, dachte ich immer noch, dass wir uns in dieser Laufgruppe Woche für Woche langsam an die 10 km herantasten und schlussendlich vielleicht auch die Laufzeit steigern werden. „Und jetzt ….. LOS!“ brüllt Claudia nach dem sanften Einstiegslauf und ich sehe alle 12 Mitstreiterinnen nur noch von hinten. Das schaff ich schon! Ich renne hinterher und merke, es geht. „UND …. STOP! 3 Minuten ganz langsam …!“ Das, was hier unter „GANZ LANGSAM“ verstanden wird, ist im Normalfall mein Lauftempo.

„UND …….. LOS! 2. Einheit ……“ Geht auch noch. Bin zwar wieder die Letzte, aber kann durchaus noch mithalten. Ich rechne kurz nach und komme trotz Teilleistungsstörung Mathematik drauf, dass 8 x 800 Meter 6,4 Kilometer sind und dazwischen laufen wir ja auch 3 Minuten „ganz langsam“ und frage vorsichtig die Trainerin: „Sag, wieviel km werden wir denn da heute laufen …?“

„Mit den langsamen Zwischenstrecken und anschliessendem Auslaufen werden wir schon auf 12-13 km kommen ….!“

Der war gut! Schlagartig realisiere ich, dass ich anscheinend in der falschen Gruppe laufe und es wird mir unendlich heiß. Wie immer bin ich komplett falsch angezogen und versuche beim  nächsten „langsamen Traben“, mir eine meiner 4 Schichten um den Bauch zu binden.

Beim 5. Mal „UND LOS“ sprintet die Gruppe nicht nur fröhlich von dannen, sondern rennt auch noch Millionen Stufen aufwärts, um über die Donauplatte wieder in den Donaupark zu kommen. Jetzt langsam geht mir so einiges durch den Kopf. Dinge wie: „Mein Leben ist grad so leiwand, ich wär ur angefressen, wenn ich plötzlich abtreten müsste“, „Hätte ich mein Abendessen (Diätkrautsuppe, 2 Schnitzl vom Vortag, Mohnstrudel) doch durch leichtere Kost ersetzt“ oder „Wenn ich mich in der Gruppe so umsehe, bin ich wahrscheinlich die aller-aller-aller älteste hier. Ist ganz toll, dass jemand in meinem Alter noch so laufen kann …“ Nur blöd, dass ich kurze Zeit später beim „langsamen Zwischenlauf“ ein Gespräch zweier Mitläuferinnen anhören musste, die sich über ihren Pensionistenalltag unterhielten.

„UND LOS! Vorletzte Einheit! Ihr seid super!!“ Jetzt ist es schon wurscht …. das schaff ich auch noch. Nicht nur Trainerin Claudia, sondern auch alle anderen in der Gruppe feuern mich enthusiastisch an: „Du schaffst es! Super!“ Natürlich weiß ich, dass ich es schaffe, fragt sich nur, WIE? Die Beine werden plötzlich viel länger und schwerer und ich verfluche mich und meine vertrottelte Anzieh-Politik. Schweißgebadet pfeife ich aus dem letzten Loch, als ich das befreiende, letzte, achte „UND LOS!“ vernehme ……

Claudia ist so lieb und bleibt bei mir „hinten“, ich versuche, ganz locker mit ihr über ihre tollen Laufschuhe zu reden, höre mich jedoch nur noch stammeln: „Wo ….. sehen …… leicht ….. kann …. nächstes …. Geschäft “ Sinngemäß kann sie mir anscheinend folgen und erklärt mir wichtige Tipps fürs Laufschuhe kaufen.

„UND STOPP!!!! IHR SEID DIE BESTEN!!! BRAVO!!!! Einen Kilometer leichtes auslaufen!!!!“

Langsam bekomme ich wieder Luft und genieße einen leichten, kühlen Luftzug! Ich bin überglücklich! Ich habs geschafft!!! Die Beine fühlen sich wieder normal lang an und in meinem Hirn rattern verschiedene Überlegungen …. „Claudia, vielen Dank für Deine Unterstützung! Ich hätte mir ehrlichgesagt nicht gedacht, dass ich das schaffe! Ob ich nächstes Mal nicht doch in einer 5km Gruppe laufen soll …? Ich werd drüber schlafen!“

Nach gemeinschaftlichem Dehnen, zwei Flaschen gesponserten Gatorades und einem Dauergrinser mach ich mich auf den Heimweg!

Was ich heute allerdings nicht packe …. ich hab keinen Muskelkater? Bin ich vielleicht doch geschaffen für 10 km unter 68 Minuten?????? 🙂

 

 

 

 

 

 

 

Verwandte Artikel

Tags

Share

404