Gourmetmenü Teil 1

29.Nov.2012 von

Alles beginnt mit einem großen, weißen Stück Papier! Das ist ganz wichtig! Die Schreibutensilien müssen penibel stimmen! Es darf auch kein Kugelschreiber verwendet werden, sondern ein dünner Gelstift, der flott über´s Papier gleitet. Es entsteht, brainstormingmäßig, eine Liste, mal nur so aus dem Bauch, wie: Aperitif, Gruß aus der Küche, Suppe, etc. noch nix Genaues, nix Konkretes, eine ungefähre Ahnung also. Alles fein untereinander geschrieben, ja, eben eine Liste.

Soeben bemerke ich, daß Listen einen enormen Stellenwert in meinem Leben haben. Ich erstelle Listen für alle Lebenslagen: To do Listen, geteilt in: privat und geschäftlich, Listen, was ich nicht gerne mag, Listen was ich verändern will in meinem Leben, Listen über alle Bücher, die ich lese, Listen über den Bücherclub – wer von wem was geborgt hat, Listen über all die Bücher, die ich noch schreiben will, Listen über unsere Geldausgaben (=grad ein fürchterliches Experiment, das ich bald aufgeben will), Listen über Zitate und Weisheiten für alle Lebenslagen, Listen über all die Singvögel in meinem Garten, Listen über Jahresereignisse – die sind praktisch, wenn man mal so alt ist wie ich , denn ich vergesse ständig, was war und in welchem Zeitraum es war, also zum Beispiel Todesfälle, Hochzeiten, wichtige sonstige Ereignisse – hab ich nun auf einen Blick auf meiner „Jahresliste“ beginnend mit dem Tod meines Vaters 2007. Aprospos Vater ….. Na klar! Diese Listenschreiberei hab ich von ihm geerbt!!!! Daß ich das jetzt erst bemerke? Er war mein Listen-Vorbild.

Er hatte Listen über sein Gewicht, ganz genau war er da: Montag, 2.2. 1977 9.00Uhr Früh, mit Unterhose und Brille: 64 kg! Hahahaha! Er hatte Listen über sein Werkzeug, seine Reisen, seine Arbeiten, seine Fotos, ich bin sicher, auch über seine heimlichen Affären 😉

Sorry, ich schweife etwas ab, aber der Ausflug zu den Listen ist wichtig, damit ich euch erklären kann, wie man mit Hilfe von Listen ein zauberhaftes Gourmetmenü quasi aus dem Ärmel schüttelt!

Hab ich schon erwähnt, daß der Beginn meiner Menüplanung vor ungefähr zwei Wochen stattfand? das war das mit dem großen, weißen Blatt Papier ….. So, wie ich in meinen Listen alles ordne, ordne ich auch meine ungezählten Rezepthefte natürlich nicht nach Jahren, sondern nach Monaten. Also für ein Menü am 30. November kann man die Hefte von November, Dezember und auch Jänner heranziehen. Es geht ja um Saisonales, die Speisenfolge soll in die Jahreszeit passen und keine Erdbeeren oder Spargel aus Gschisty-Gschasty-Land 1000e Kilometer von uns entfernt, enthalten.

Die Wirkstätte der Planung wird vorerst in die Mini- Bibliothek verlagert! Franky (Kater) und ich liegen auf der Couch inmitten von schätzungsweise 30 Kochjournalen und 10 Kochbüchern und natürlich: der Liste! Das Casting kann beginnen. Es ist sozusagen die Vorausscheidung, welches Rezept schafft es in´s Finale? Aus Erfahrung weiß ich, daß so eine Tätigkeit besser im Hungerzustand ausgeübt wird. Von Heft zu Heft geilt man sich immer mehr auf, zu kochen, es kann passieren, daß man in einen Trancezustand gerät, eine Extase in der man sich nur noch inmitten von Töpfen, Pfannen, Schüsseln und Kochlöffeln sieht!

Die Liste wird ständig erweitert, verändert, verbessert – sie sieht nun schlampig aus, weil gekritzelt wurde, das heißt, ich brauche eine neue Liste. Neue Liste. Beginnt, wie auch die vorherige mit A wie Aperitif und geht Schritt für Schritt hinunter bis D wie Dessert. Nach der ersten Vorauswahl komme ich auf sechs Gänge.

Nun folgt eine schöpferische Pause von ungefähr einer Woche. Man nennt diesen Akt: Loslassen. Das Prinzip des Loslassens, kann ich wahrlich jedem empfehlen, der über einem Projekt „brütet“. Man sollte sich in diesen Tagen mit gänzlich anderen Dingen befassen, nur nicht mit dem Projekt selbst. Das Unterbewusstsein arbeitet ganz alleine weiter und bringt nach dieser wichtigen Phase, Unvermutetes zum Vorschein. Bei mir: zwei weitere Menügänge!

Zwei weitere Menügänge erfordern logischerweise eine neue Liste. Ich beginne also wieder bei A wie … Es sind nun noch 3 Tage bis zum großen Finale! Zehn verschiedene Kochjournale und das Barbara von Melle Kochbuch sind nun übrig geblieben, mit Lesezeichen bestückt, trage ich nun diese alle und die neueste Liste abwechselnd von der Biblio ins Wohnzimmer und auch in mein Büro. Ich will das alles um mich haben, will nochmal und nochmal nachlesen, wie und was und wie lange. Die Menüliste ist wahrscheinlich jetzt fertig. Dazu kommt die Einkaufsliste. Ich habe extra ein hellgrünes stärkeres Papier gewählt. Erstens sieht es hübsch aus und es unterscheidet sich sofort von der Menüliste!

Die Einkaufsliste ist chronologisch zum Menü entstanden, beginnt ebenfalls mit A wie …. und besteht aus mehreren Spalten. Je nach Geschäft. Von IKEA über HOFER, MERKUR bis PFEIFER.

Mittwoch Abend. Die Aufregung steigt. Immer und immer wieder gehe ich alle Listen durch. Eine weitere Liste ist nun dazugekommen: welcher Gang auf welchen Tellern serviert wird. Mein Hefte-, Menülisten-Einkaufslisten-Paket wandert mit mir in die Küche. Ich erfinde-ur plötzlich ein Granite´zur Geschmacksneutralisierung zwischen dem Fisch- und dem Fleischgericht! Dem Dani sei Dank, gibt es noch Unmengen an Alkoholika von seinem letzten Geburtstagsfest, und ich zaubere ein ungewöhnliches, aber doch schmackhaftes Eisgefrorenes, das als kleiner Zwischengang fungieren wird. Es wird in eine flache Schüssel gegossen und im Tiefkühlschrank gefroren. Ab und zu soll man es umrühren, sodaß kleine Kristalle entstehen. Was ich auch tat. Problem: bei jedem Umrührmanöver kostete ich ein paar Löffel und war, siehe da: betrunken? Oh, mein Gott! Sollte ein Granite´nicht nur erfrischend sein und nicht hochprozentig? Soll ich etwa ein neues machen? Nach kurzer Überlegung beschließe ich: die Gäste, die ich geladen habe, schaffen das easy! 🙂

Erschöpft falle ich ins Bett, Günther bemerkt zum Glück meine Fahne nicht! Morgen gehts ans Einkaufen und die ersten Gerichte vorbereiten!

 

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