…. mal was anderes gefällig … ?

20.Feb.2014 von

Die Quizduell Sucht hat auch gewisse Vorteile. Die Zeit in den Öffis vergeht wie im Flug! Relaxed sitze ich also in der Ubahn und wähle einen, mir unbekannten, xbeliebigen Kontrahenten aus, um mir die Zeit mit Spielen zu vertreiben. Dem Usernamen nach dürfte es sich ebenfalls um eine Frau handeln, no na, welcher Mann würde um 17.00 Uhr Nachmittag in der Ubahn Lust auf ein Quiz haben?

Mitten im Spiel gebe ich der Unbekannten die Info: „Sitze in Wien in der Ubahn, und du?“ einfach darum, weil ich es witzig finde, zu erfahren in welcher Stadt mein Gegenspieler grad weilt. Es macht das Unpersönliche persönlicher und Menschen interessieren mich sowieso immer, auch wenn sie komplett fremd und nur virtuell mit mir verbunden sind.

Ihre Antwort klang für mich dann richtig erschrocken: „Wieso du weisst, dass ich in Wien Ubahn sitze???“ Ich blicke mich um, vielleicht sitzt sie ja sogar neben mir?

Das Spiel noch zu Ende klickend (hab sie besiegt) renne ich schon die Josefstädterstrasse rauf zu meinem allerliebsten TCM Massage Date. Der pure Genuss!!! Die beste G. von allen würde wohl einen extra Blogeintrag verdienen! 🙂

Frisch geschröpft und durchgeknetet springe ich also nach dem Körper Termin in die Ubahn zu einem weiteren Kunst/Kultur/Geist/Termin. Die beste Kunstfreundin von allen, schrieb mir die Woche vorher eine Nachricht, ob ich Interesse hätte an besagtem Abend einen kleinen Sektempfang mit anschliessender Führung im Theatermuseum Wien zu besuchen ….. es geht so um chinesisch-japanische Sachen irgendwie …… ist doch mal was anderes, oder? ….. irgendwie halt …..“

„Ja, klar bin ich dabei! Bin an diesem Abend sowieso in der Stadt, muss mich aber sicher um eine halbe Stunde verspäten, weil sich die beiden Termine überschneiden ….. geht das?“

Schön. Im Theatermuseum war ich noch nie, ich freue mich drauf. Ihr sms errreichte mich noch am Weg zum Museum: „habe dir Karte hinterlegt, wir sitzen ganz links hinten an der Wand …..“

Sitzen? Wieso sitzen, überlege ich kurz ….. egal. Vor mir sehe ich schon das schön erleuchtete Theatermuseum, eile zum Tor …. jedoch: es ist versperrt. Ok, gibt es hier also noch einen anderen Eingang …. ich gehe weiter, nix …. also wieder zurück …. komisch …. na gut, dann läute ich mal dort wo KASSA steht.

Einen kurzen Moment später öffnet sich das grosse Tor, vor mir ein stattlicher Herr in Livree´, der mich mit tiefer Stimme anspricht: „Frau Mandl?“ Ha, ein leises Kichern entfleucht mir, ob dieser adelig anmutenden Geste und ich möchte schon mit ihm zu scherzen beginnen, als er mir die hinterlegte Eintrittskarte mit todernster und fast verzweifelter Miene übergibt: „Hier ist ihre Karte, jedoch gibt es da ein Problem …..“ „Und zwar?“ zwinkere ich ihm fröhlich zu, in der Annahme, auch er will mit mir ein bissl herumblödeln ….

„Der Herr Professor hat bereits mit seinem Vortrag begonnen und will unter gar keinen Umständen unterbrochen werden!“ Welcher Professor? Welcher Vortrag? „Was soll ich jetzt tun, ihrer Meinung nach?“ das Grinsen ist mir fast ein wenig eingefroren, aufgrund der skurrilen Situation, die mich etwas an meine Schulzeit erinnerte. „Schleichen Sie Sich so still, wie möglich in den Saal, aber es könnte durchaus sein, dass sie der Professor nicht mehr einlässt ….“ Na, Oida ……. Vor dem Saal steh eine junge Frau, die ebenfalls die Augen verdreht, als sie bemerkt, dass ich noch zum Herrn Professor reingehen möchte: „Setzen Sie Sich gleich auf den ersten, freien Platz neben der Türe, um niemanden zu stören“ flüstert sie mir ins Ohr.

Todesmutig öffne ich die meterhohe, alte Türe und stehe auf einem breiten Gang, der direkt zum Podest des allerheiligsten Professors führt. Links und rechts von mir die Sitzreihen mit konzentriert lauschenden, bestens gekleideten Damen und Herren in weit fortgeschrittenem Alter. Hab noch den Wortlaut der sms Nachricht im Ohr: …..  hinten links an der Wand ….. die beiden winken mir auch schon fröhlich zu. Die ganze hintere Reihe darf kurz aufstehen, um mich vorbeizulassen. Raunen. Mucksmäuschenstill sitze ich nun und lausche. Ich hab nicht die geringste Idee, worum es dem Herrn Professor denn geht. Resi will ich nicht fragen, denn ich hab nun echt Angst, dass ich mich durch Tratschen noch unbeliebter machen könnte. Also lausche ich weiter und bemerke, wie ich in einen angenehmen, entspannten Zustand verfalle.

Der Professor, ich würde schätzen, nicht viel älter als ich selbst, sehr eloquent und rhetorisch fehlerfrei, erklärt enthusiastisch jedes folgende, kurze Musikstück: „Ja, sie denken sich nun vielleicht, wieso hat Debussy hier eine Fuge gespielt und nicht mit DMoll geendet …… meine Blicke schweifen zu den anwesenden Gästen, entrückte Gesichter, geschlossene Augen beim Ertönen der Musik …… der Japonismus lässt sich sogar bei Tschaikowsky gut nachvollziehen ….. ich amüsiere mich über die Deckenfresken im Saal. Ausschliesslich barbusige Frauen, die ihre Kinderlein in diversen Künsten und Wissenschaften unterrichten ….. Haydn hat sich da wie gewohnt, wiedermal was einfallen lassen und die Modulation der Dominanten in einer Kadenz aufgelöst …… immer noch wundere ich mich darüber, dass kein einziger erwachsener Mann in den Fresken abgebildet wurde. Toll. Frauenpower. …….. und nun, meine Damen und Herren, begonnen haben wir mit Herbert von Karajan und mit ihm wollen wir auch enden, mit dem Stück ……..

Ohhh! Mein Herz geht auf! Endlich auch etwas, das ich kenne, fröhlich singe ich mit, wippe mit Beinen und Armen, bis ich einen ermahnenden Blick meiner vergreisten Sitznachbarin erhasche. Trotzdem bin ich richtig glücklich, dass ICH, Klassikbanausin auf einem intellektuell hochwertigen Vortrag des Herrn Proffessors seiner Gnaden sogar noch EINEN SONG gekannt habe!!! Lächelnd sehe ich mich schon an der Siebdruckmaschine stehen, mit dem Ohrwurm der Ohrwürmer des heutigen Abends:

 

Dein ist mein ganzes Herz!
Wo du nicht bist, kann ich nicht sein.
So, wie die Blume welkt,
wenn sie nicht küsst der Sonnenschein!
Dein ist mein schönstes Lied,
weil es allein aus der Liebe erblüht.
Sag mir noch einmal, mein einzig Lieb,
oh sag noch einmal mir:
Ich hab dich lieb!

Für die Banausen unter euch: 

Das Lied ist eine Arie aus dem 2. Akt der Operette "Das Land des Lächelns" 
von Fritz Löhner-Beda und Ludwig Herzer mit Musik von Franz Lehar.
Das Lied steht in Des-Dur, ist nach dem Schema Einleitung-Refrain-Strophe-Refrain aufgebaut, 
das dreitaktige, mit einem verminderten Septakkord in Fortissimo einsetzende Vorspiel 
erzeugt sofort eine dramatische Stimmung!!

 

 

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