Rampensau

15.Feb.2015 von

Das Buch ist da! Naja Buch … würd sagen: Büchlein. Eine Anthologie zum flippigen Thema: SONNE, mit dem  noch flippigeren Titel: „Auf der Sonnenseite des Schreibens“. Gut, mach ich eben auch mit, dachte ich letztes Jahr, es existiert eh noch nix Gedrucktes von mir, mal sehen, wie sich das anfühlt? Abgabetermin war der 30. September und ziemlich genau an dem Tag schickte ich meine Geschichte der Herausgeberin Anni, schmiss mich mit drei Tirolerinnen in den Flieger via Hong Kong, wo ich (man kann es hier im Blog nachlesen) Champagner- und Jetsetmäßig voll die Sau rausgelassen hab und vergaß in der Sekunde, dass ich jemals an so einem Projekt teilgenommen habe.

Es vergingen Tage, Wochen, Monate. Ich dachte gar nicht mehr an diese, meine Geschichte, bis eines Tages ein Mail in meiner Box landete, mit der Aufforderung: „Hier, meine Liebe, dein lektorierter Text! Bitte schleunigst um Korrektur und Abgabe!“ Interessiert las ich durch, was Anni an Änderungen vorschlug und freute mich sehr, dass es gar nicht so viel war. Es ist sehr wenig zu ändern, das hab ich gleich erledigt, aber nicht jetzt ….

So vergingen abermals Tage und Tage. Lustige. Stressige. Langweilige. Schließlich die nächste Nachricht in der Box: „Was ist jetzt? Kommt endlich Deine Korrektur? Wir wollen bald drucken lassen!!!???“

Mein Gott! So ein Stress! So wäre das also, wenn ich ein richtiger Autor wäre? Na serwas …. Ich lese also zum x.ten Mal die Geschichte, die mir immer weniger gefiel, je öfter ich sie lesen muss. Bessere aus. Denke nach. Feile an einem Satz einen ganzen Tag. Mir fällt nichts anderes ein. Ich quäle mich herum. Die Geschichte ist schon so weit weg von mir. Wie macht das ein Romanautor? Er muss den ganzen Roman wieder und wieder lesen? Diese Vorstellung schockiert mich ein wenig und ist gleichzeitig ein wundervolles Argument, um meiner Faulheit Vorschub zu leisten und in Zukunft ja keinen Roman zu verfassen! 🙂

Ich schicke die Story retour und vergesse sie gleich wieder. Ich vergesse nämlich, dass ich sie auch noch lesen soll. Laut lesen. Es wird eine Lesung geben. Mit Zuhörern und so. Mit Mikrophon. Mit Menschen, die ich nicht kenne, die mich nicht kennen. Grundsätzlich steh ich gerne auf Bühnen. Das stört mich gar nicht. Was mich aber wirklich stört, ist, eine Geschichte vorzulesen, die ich vor Monaten geschrieben habe, die ich gefühlte 4000 Mal gelesen habe und mit der ich mittlerweilen absolut nichts mehr anfangen kann. Inhaltlich meine ich. Also wie soll ich das am Besten anlegen?

Ich sinniere über meine bisherigen Bühnenerfahrungen. Ich wollte als Kind immer Schauspielerin werden. Eher das Komödienfach sollte es sein. Mit 9 Jahren schrieb ich aus purer Langeweile ein Theaterstück mit dem großartigen Titel: „Als der Bauer Karl das Saufen aufgab!“ Natürlich nicht, ohne mir selber eine perfekte Rolle als Tante Adele mit der Hundeseele auf den Leib zu schreiben! Das Stück wurde bei uns im Keller (ein einziges Mal) aufgeführt und war ein voller Erfolg. 🙂 Weitere Auftritte folgten bei diversen Geburtstagsveranstaltungen: Playbackshows, Gesangseinlagen, Reden und, und, und ….. kann mich gar nicht an alle erinnern. Ich weiß nur: es hat mir immer Spass gemacht auf Bühnen zu stehen und heute denk ich: vielleicht wäre ich sogar eine gute Schauspielerin geworden? Wer weiß?

Aber den eigenen Text, den man im Vorfeld schon tausendmal gelesen hat und der einem immer fremder wird, dann auch noch vor Publikum zu lesen??? Ich weiß nicht. Etwas sträubt sich in mir …… Was ist das? Warum denk ich so? Selbstbewusstsein im Keller? Schon bei der Probe bemerke ich, dass mein Denken da anscheinend anders ist, als das der anderen Teilnehmer, die sich unendlich freuen, ihren Text zum Besten zu geben. Möglicherweise gewöhnt man sich aber auch dran, wenn man merkt, dass es Menschen gibt, denen das gefällt, was man schreibt?

Ein wenig verzagt komm ich heim nach der Probe und überlege, wie ich es am Besten anlegen könnte. Zum Glück ist das Künstlerkind grad hier und ich erzähle ihm meinen Kummer. „Ha! Was glaubst du, wie oft es mir schon so gegangen ist? Ich kenne das nur zu gut!“ Echt? Aha, vielleicht genetisch?

Und dann …. quasi über Nacht die sensationelle Erkenntnis: ICH HAB DIE LÖSUNG FÜR DIE LESUNG!!!! 🙂

Aufgeregt erzähl ich dem Künstlerkind meine Idee, die Geschichte so vorzutragen, als ob nicht ich sie geschrieben hätte, sondern jemand anderer, der mich gebeten hat, sie nur in Vertretung vorzulesen: „Haha, ja, das hab ich schon oft gemacht. Es hilft ungemein!“ grinst er mich an.

Plötzlich ist alles gut. Ich freu mich riesig auf die Lesung! Ich weiß nun genau, was ich tun werde, wie ich es sagen werde, ich will die Rampensau des Abends sein!! Juhuuuu!!

 

 

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