„wo warst du grad, als ….

11.Mai.2014 von

… Conchita den Songcontest 2014 gewann?“

Kann ja sein, dass mich irgendwann in meinem Leben irgendwelche Enkelkinder das mal fragen, also schreib ich das hier sicherheitshalber auf, um ja nix zu vergessen ….

Bisher stand ich Conchita relativ neutral gegenüber. Ja, sie ist ständig wo abgebildet, aber das sind andere auch. Ja, sie ist eine Diva und spricht und benimmt sich auch so. Warum nicht? Anscheinend kann sie sich gut verkaufen. Warum nicht? Ich war nie abgeneigt gegen Conchita, aber auch nicht so dermassen an ihr interessiert, bis ich eines Tages ein längeres Interview mit ihr hörte. Die Stöckl quetschte sie aus und zum ersten Mal bildete ich mir eine Meinung über diesen Menschen.

Diese Meinung war durchwegs positiv. Als schwuler Junge in einem ländlichen Gebiet aufzuwachsen kann man sich als hetero-Stadtkind gar nicht richtig vorstellen. Neben all den Familien- und Partnergeschichten, die Conchita in der Sendung brav und sympatisch erzählte, passierte in mir aber etwas gänzlich anderes. Ganz tief in meinem Inneren klingelte es. Conchita sprach mit einer dermassen grossen Überzeugung von ihrem Erfolg am Songcontest und ich ertappte mich dabei, dass ich dem Ganzen nur ein „müdes Lächeln“ abrang.

„Na ja“ dachte ich ….. „geh, bitte“ ….  „schon bissl übertrieben, das zu glauben“ …. unzählige solche Gedanken kamen mir in den Sinn, um ja nicht zugeben zu müssen, dass ich selber schon längst vergessen habe, dass man ALLES erreichen kann, wenn man es mit mentaler Konsequenz verfolgt!

Soweit die Vorgeschichte. Nun die eigentliche …. 🙂

Um 20.15 Uhr schleppe ich mich müde in die Küche. Wirklich große Lust hab ich zwar nicht, aber ich habe versprochen, eine Muttertagstorte zu backen. Das alte, zerfledderte Matt-Kochbuch begleitet mich. Warum ich mir grad diese Weincremtorte einbilde, weiss ich nicht …. hab sie Jahre nicht mehr gemacht. Seit Neuestem stehe ich auf Kriegsfuss mit Bisquit. Keine Ahnung, warum? ich hab schon 100e Bisquitsachen gebacken, immer perfekt, weil ur einfach ….? Im Moment wollen die aber nicht gelingen, also denk ich: „ok, ich will es diesmal auf nix ankommen lassen und nehme das Bisquit Rezept vom Werner Matt und nicht mein eigenes“. Gesagt, getan! Es misslingt, so wie die letzten auch ….. sitzen geblieben. Immer müder mache ich dennoch weiter, weil ich die Weincreme ja über Nacht im Kühlschrank lassen sollte.

Unsinnigerweise fordere ich vor der Backaction Karin zu einem Quizduell heraus und sie beginnt genau zu spielen, als ich die Weincreme über Dampf rühren sollte …. ich rühre, ich spiele, ich tippe, ich verwirre mich gänzlich, die Küche pickt von oben bis unten mit Weincreme, die irgendwie früher auch besser ausgesehen hat? Man sollte in solch einem müden Gesamtzustand keine schwierigen Projekte beginnen. FM4 am Samstag Abend ist nicht meine Musik, also dreh ich erst gar nicht auf. In voller Stille das Küchenchaos zu beseitigen ist aber auch nicht das Wahre …. na dann schauen wir mal nach Kopenhagen ….. Ich glaube, ich hab das letzte Mal vor 15 Jahren songcontest gschaut ….

Beitrag Nummer 10 läuft gerade und ich bin entsetzt über den polnischen Musikbeitrag. Schreckliches Lied, aber immerhin fesche, riesenbusige Mädels 🙂

„Hej, cool, hab grad richtig aufgedreht, jetzt ist schon Conchita dran!“ rufe ich dem Mann zu, der nach einer kurzen „breaking bad“ Sucht auch in Richtung Küche steuert und den Kühlschrank ausräumt für einen kleinen Abendsnack. Wurstbrot mampfend staunen wir über die perfekte Wurst-Performance und als mir bei den „standing ovations“ die Tränen aufs Wurschtbrot rannen, sollte das diesen Abend nicht das letzte Mal sein …

„Wir treffen uns dann im Bett zum voting“ ruf ich dem Mann hinerher, der wieder in seinem Zimmer verschwindet, während ich mit Songcontest Begleitung die Küche wieder begehbar mache. Seltsamerweise ist meine bleierne Müdigkeit wie weggeblasen und ich schmeiss mich mit einem Erdbeercombino ins Bett vor die Kiste. Je mehr Beiträge ich sehe, umso mehr keimt in mir der Verdacht, dass Conchita hier wirklich gute Chancen hat, nicht als Schlusslicht heim zu fahren.

Dann, endlich: das Voting! Der Mann, die Loli und ich sind bereit und es gilt nur mehr: CONCHITA!!!! Sanft beginnt es …. die Spannung jedoch steigt, steigt, steigt …… immer öfter werden hohe Punkte vergeben …. ich chatte gleichzeitig mit Natalie und Dani und als sie schon zum zweiten Mal höchste Punkteanzahl bekommt, können wir uns nicht mehr halten ….. Oida? Was passiert hier grad?? „Dani, kann sie es schaffen …?“ „Klar, sie schafft das!!“ …  „Natalie, sooo schade, dass wir es  nicht gemeinsam ansehen ….“ und wieder 12 Punkte!!!!! „Dani, ich glaubs nicht!!!!“ ….. „LOOOOL“ ….. „Natalie, hol dir schnell einen Schnaps …..“ Der Mann und ich schreien bei jedem neuen Punktestand: yeahhhhhhh! Jetzt sagen sie nur noch:…  „and 12 points from italy for ……. conchita!!!!!“ „Natalie, ich muss schon so heulen ….“ … „Ich auch, es ist soooo spannend ….“ Dicht gefolgt von den Niederlanden – die Spannung ist kaum mehr zu ertragen ….. „Dani, glaubst echt …..? Geht es sich aus?“ ….. „Ja, klar, die macht das!!“ …. „Natalie – ich krieg gleich einen Herzkasperl ….“

Schon beim vorletzten Voting-Land war es soweit. Conchita hat gewonnen!!! So viele Punkte, dass sie nicht mehr einzuholen ist. Sie scheint so fertig, dass ich Angst hab, sie kann dann nicht mehr singen …. Jubelnd fallen wir uns um den Hals! Heulend und lachend hören wir, wie Andi Knoll original sagt:  „jetzt hat sie uns wirklich den Schas g´wunnan“ 🙂 Er meinte glaub ich vorallem, dass der song contest nächstes Jahr in Österreich stattfindet …. ?

Im facebook gehts natürlich sofort rund …. ich bin so aufgekratzt, dass ich auf keinen Fall schlafen will! Ich lese in der Conchita Seite die Kommentare, die im Sekundentakt erscheinen …. von Hawaii bis zum Nordpol …. so viele schöne Worte, natürlich auch komments wie: „bodenlose frechheit“, ja, eh klar … muss es auch geben. Wenn wir von Toleranz sprechen, sollte man auch andere Meinungen tolerieren 🙂

Um 1.00 Uhr bekomme ich ein sms von Holland: „Gratuliere euch zum Sieg!!“ Ich gratuliere ebenso zum 2. Platz …. um 2.30 Uhr ein sms von Australien, Linda fragt, ob Conchita nun ein Mann oder eine Frau ist ….?

Erst um 3.00 Uhr muss ich mich wirklich zwingen, die Kiste abzudrehen.

Ganz ruhig und still liege ich nun und denke …. Man kann wirklich ALLES erreichen, wenn man es wirklich will, wenn man sein Ziel fokussiert, wenn man sich nicht beirren lässt von den „das schaffst du nie“ Sagern, wenn man unermüdlich daran glaubt, wenn man den Erfolg visualisiert …… Danke Conchita! Du hast mich an etwas erinnert, das ich schon vergessen habe …… 🙂

 

 

 

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