21. Dezember 1969

21.Dez.2016 von

Dieses Datum merk ich mir witzigerweise wahrscheinlich bis an mein Lebensende 🙂

Es war der Tag der Uraufführung meines ersten Theaterstücks mit dem philosophischen Titel: „Als der Bauer Karl das Saufen aufgab“ und das kam so ….

Schulferien im Sommer 69. „Mir ist so fad!“ dachte ich als 10jährige und beschloß ganz plötzlich, ein Theaterstück zu schreiben. An Details kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, vorallem wie die Idee zu dem Stück kam? In meiner Familie trank kein Mensch? Mein lieber Heri Papa, der Erfahrungen hatte auf dem Gebiet des Theatermachens – in Kriegsgefangenschaft gründete er auch eine kleine Theatertruppe – war sofort Feuer und Flamme und unterstützte mich nach Leibeskräften.

In meinem Nostalgiefundus befindet sich noch heute das handgeschriebene Drehbuch, auf der Rückseite vom „Haus des Meeres“ Briefpapier*, das allein schon musealen Charakter hat. Das Stück beginnt wie folgt:

Szenenbild: Bauernstube, 1. Akt …. Karl (Sitzt im Sessel und schnarcht. Er schlafwandelt) Rosi: „Jössasna, der red scho wieda im Schlof!“ Gretl: „Morgn Mama!“ Rosi: „Bitte geh ma eikaufn. Heit kocht da Vota!“ Gretl: (zeigt auf Karl und fängt zu lachen an) „Der? … Der? Hahahaha“ (Sie ging hinaus) … So, in diesem „Sprachduktus“ 🙂 geht es weiter. Interessant finde ich heute, dass ich ganz exakte Regieanweisungen gab, dass es genaue Requisitenlisten gibt zu jedem Szenenbild, Beschreibungen jeder einzelnen Figur, wie sie optisch aussehen und welchen Charakter sie verkörpern soll. Ich habe diese Arbeit sehr ernst genommen … anscheinend 🙂

Das Stück war aufgebaut in 4 Akten mit den Szenenbildern: Bauernstube, Wald, Bar und Stall, für die mein Heripapa wunderschöne, große Szenenbilder malte für die Premiere in unserem Keller! Ich hab nicht die geringste Ahnung, was mich dazu bewog, ein ur gscherdes Bauernstück zu verfassen? Es war sicher die Zeit der Löwingerbühne, die ich meiner Erinnerung nach, jedoch nur selten angesehen hab …?

An die Besetzung kann ich mich leider nur noch lückenhaft erinnern. Selbst wenn ich mir die 5!! noch existierenden Fotos anseh, weiß ich nicht mehr ganz genau, wer die Mitwirkenden waren.

Die Hauptrolle des Bauer Karl verkörperte meine Freundin Gitti, Bäuerin Rosl – Anni Kascha , Tochter Gretl – Margit …? War sie von der Volksschule? Zenzl, die Magd wird gespielt von Maria, ich glaub das war die Schwester von Anni, Dr. Edi traumhaft dargestellt von Momo, die schillerndste Figur im Stück hab ich natürlich für mich selber geschrieben: Tante Adele mit der Hundeseele und es gab auch einen Hund, gespielt vom Nachbarsmädel Magdalena 🙂

Wenn ich zu meiner lieben, langjährigen Freundin Eveline Bach in die beste Gemüsegärtnerei Wiens komme und sie stellt mich dort irgendjemandem vor, dann sagt sie oft: „Das ist meine Freundin Uschi. Sie hat als Kind ein Theaterstück geschrieben und mich für die Hauptrolle auserkoren. Doch weil ich mir keinen Polster als dicken Bauch ausstopfen wollte, hab ich die Rolle des Bauern Karl nicht gekriegt!“ 🙂

In meiner Welt vor 47 Jahren war natürlich noch kein Kopierer vorhanden, also schrieb ich das ganze Drehbuch auf hauchdünnes Butterpapier mit Durchschreibe Kohlepapier in 7fachem Durchschlag für alle Mitwirkenden nochmals ab und jeder musste sich seine Rolle anstreichen. Es gab Proben, ich glaube, mit dem Herivater, der von Probe zu Probe immer hektischer und nervöser wurde.

Die Premiere fand am 21.12. 1969 im Keller unseres Hauses statt. Alles war bis ins kleinste Detail geplant, geprobt, organisiert. Die ( 10??) Zuschauer waren begeistert und das Stück war ein voller Erfolg!

Beflügelt von meiner Drehbuchautorenkarriere schrieb ich sofort eine Fortsetzung des Stückes, das jedoch nie zur Aufführung gelangte!

*Mein Onkel Emmerich hat in den frühen 60er Jahren das Haus des Meeres gegründet. Zu Beginn mit einer Muschel- und Schneckenausstellung aus Papua Neu Guinea. Aber das ist eine andere Geschichte ….. irgendwann ….

 

 

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