Von Mäusen und Menschen

15.Apr.2018 von

So rasant, wie sich die Kirschblüten nach einem langen Winter freudig öffnen, so rasant ging´s bei uns zu in den ersten Monaten des neuen Jahres! Die ewige Geschichte: es geht einfach alles viel zu schnell vorbei: die Stunden, die Tage, die Wochen. Mindestens schon dreimal eine Sonntagsgeschichte begonnen und mitten im Schreiben wieder davon geeilt, mit dem Vorsatz: nächsten Sonntag schreib ich sicher weiter.

So ist diese Katzengeschichte also ein wenig überholt, aber wenn ich sie lese muss ich immer noch lachen und fürchte, diese Geschichte wird sich heuer noch oftmals wiederholen:

Nachdem es heuer bereits das sechste Mal ist, bin ich schon Profi im Erkennen, was mitten in der Nacht im Schlafzimmer vor sich geht. Ich höre es sofort an der Art der Geräusche. Es ist nicht laut, doch ungewöhnlich. Heute war es 2.30 Uhr und ich war sofort hellwach. Specki wirft sich hin und her und schiebt die Hausschuhe herum, die am Boden stehen.

„Duhu, Specki hat dir wieder ein Mausgeschenk gebracht“ flüstere ich dem schlafenden Mann ins Ohr. Ich weiß, es ist gemein, aber für Mäuse ist er zuständig. Bei Tag und bei Nacht! Noch dazu sind es immer Geschenke für ihn persönlich! Specki liebt den Mann und würde wohl alles für ihn tun! Pflichtbewusst springt er aus dem Bett. „Ist sie tot, oder lebendig?“ frage ich ihn und wickel mich fest in die Decke ein, um zu verhindern, dass Specki auf dumme Gedanken kommt, oder das Mäuschen Zuflucht sucht unter meiner Bettdecke.

„Sie ist sehr tot, denk ich“ berichtet der Mann, seine Maus-Fang-Handschuhe anziehend. Specki heißt Specki weil er viel zu viel frisst. Er ist nicht fett, aber sehr muskulös und kräftig, doch er will seine Beute nicht fressen! Er will nur töten, mit dem Fang spielen und irgendwann vergeht ihm die Laune und wir finden das Tier in allen erdenklichen Plätzen des Hauses, meistens tot, aber leider auch manchmal noch lebend!

Ich liebe wirklich alle Tiere, nur zu Mäusen hab ich ein seltsames Verhältnis. In freier Wildbahn mag ich sie. Im Wohnbereich führ ich mich auf, wie in einem Kinderfilm, wo kreischend Frau auf den Tisch springt, aus Angst vor einer Maus. Ja,ich weiß, sie haben ganz entzückende Gesichtchen, sehen putzig aus! Sie sind oft auch sehr mutig, wir haben schon erlebt, dass sich kleine Mauserln  mit geballten Pfoten gegen die Katze stellen.

Meine zoologische Sozialisation hab ich dem Heri Vater zu verdanken.

Er lehrte mich seit frühester Kindheit auf Tiere zu achten, sie zu entdecken, sie zu erspähen, sie zu beobachten, auch sie human zu killen, er war schließlich leidenschaftlicher Fischer. In den unzähligen Jugoslawien Urlauben war ich meist der Star am Campingplatz, weil ich schon mit fünf Jahren fachgerecht Fische ausnahm und entschuppte. Ich half ihm Köder zu suchen, mit kleinen scharfen Messern Muscheln von den Steinen zu schneiden, oder sonstiges Meeresgetier geschickt vierzuteilen, dass sie auf den Angelhaken passten. Fischen lernte ich natürlich auch. Wir wateten stundenlang im Meer , wendeten jeden Stein, um darunter Tiere zu entdecken. Die Adria im Jugoslawien der 60er Jahre war voll von Meeresbewohnern! Ich denke mit Sehnsucht an die wundervollen Seesterne, Schlangensterne, Fische, so vielfältig und bunt wie man sie  jetzt nur noch im Korallenmeer finden kann. Seit dieser Zeit liebe ich Felsstrände, immer in der Hoffnung, Tiere zu sehen.

Viele Tiere sah ich dann natürlich auch im Haus des Meeres, das der Onkel gründete. Zuerst mit einer außergewöhnlichen Muschel- und Schneckensammlung aus Papua Neu Guinea und Jahr für Jahr kamen immer mehr Aquarien dazu. Heri half jahrelang das „Meerheisl“ wie er es nannte, mit aufzubauen und ich war meistens live dabei, wenn es am Sonntag hieß: „Kommst mit ins Meerheisl?“ Und ob ich das wollte. Dieser dunkle, unheimliche, kalte, graue Bunker faszinierte mich und als olfaktorischer Mensch fällt mir heute noch der passende Geruch dazu ein.

Tief in meiner Seele wurde es mir eingepflanzt, das zoologische Gen: Ich sehe überall Tiere. Es ist wie ein Rätsel: „Erkennst du das Tier auf der Wiese/Weide/Wald/Autobahn?“ Ich seh auch bei 80 kmh auf der Tangente wirklich jeden Falken auf dem Strommast sitzen und glaubt mir, es sind viele! Wenn jemand ein Tier erspäht, bevor ich es noch gesehen habe, bin ich zutiefst getroffen, fast beleidigt. Außer, es sind meine Söhne. Sie haben das gleiche Gen wie Herivater und ich!  🙂

Ich sehe im Moment auch jede kleinste Maus, die der Specki uns schenkt mitten in der Nacht. Er bringt sie meist zum Bett und läßt sie aus, um sie gleich wieder einzufangen. Der Mann, ausgebildeter und staatlich geprüfter Mäusefänger, erledigt Gott sei Dank alles im Nu! Im Moment stehen wir bei 5 Mäusen und 1 komplett zerfledderten Vogel im Badezimmer….und das im Winter!

Der aktuelle Stand hat sich seither um weitere zwei Mäuse erhöht. Fundort: Dusche. Eine winzig kleine und eine große Maus fand ich frühmorgens in der Dusche sitzen. Sie waren halbtot, oder in einer Schockstarre. Die Frage, die leider niemals geklärt werden wird: hat Specki gleichzeitig zwei Mäuse im Maul ins Badezimmer getragen? Hat er eine gefangen, sie in die Dusche gesetzt, ist wieder losgezogen und hat eine weitere geholt?? 🙂 Oder war etwa auch Chili daran beteiligt?

So wird es flott weitergehen mit den Jagdgeschichten … und bevor ich wieder davoneile, ohne euch eine Sonntagsgeschichte zu schenken, gebe ich euch diese und wünsche einen herrlichen Frühlingstag! 🙂

 

 

 

 

 

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