Späte Liebe

12.Feb.2019 von

Es war dieses Interview in Mallorca das Krista Fleischmann mit ihm führte. Ich sah es anlässlich seines 80. Geburtstages im Fernsehen und war in der Sekunde überwältigt.

Ich weiß nicht, warum ich nicht schon viel früher auf Thomas Bernhard gekommen bin. Natürlich wusste ich, wer er ist. Natürlich las man viel über den Nestbeschmutzer, über den Schwierigen, über den Grantler der Nation. Aber selbst als er starb, heute vor 30 Jahren, war ich zwar interessiert, warum, wieso, weshalb, aber kam immer noch nicht auf die Idee, mir ein Buch zu kaufen. In Erinnerung blieb mir sogar das Bild vom großen, verschlossenen Eingangstor seines Hauses in Ohlsdorf, wo die Kameraleute am Tag seines Todes, versuchten irgendein tolles Foto zu erhaschen. Niemals hätte ich damals vermutet, dass ich einige Jahre später selber durch dieses Tor gehen würde, zutiefst aufgeregt, sein Haus zu besichtigen.

Meine Deutsch Professorin war eine tolle Frau, die uns sowohl die Literatur als auch das Theater großartig nahebrachte. Im Freifach „Literaturpflege“ lasen wir hauptsächlich moderne Autoren, und sahen uns voller Begeisterung damalige „Skandalstücke“, wie „Magic Afternoon“ oder „Stallerhof“ an.

Aber warum, bitte warum NIE einen Thomas Bernhard? Ich weiß es nicht, ich verstehe es nicht … beim letzten (40.!!) Maturatreffen, hab ich wieder vergesssen, sie danach zu fragen!

Also sah ich dieses Interview, es ist nun 8 Jahre her und begann ihn zu studieren. Seine Gestik, seine Sprache, seine trotzige, rotzige Art, sich aufzuregen, dazwischen ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln, die Wahl der Worte, die Satzbildungen, die Wiederholungen … das alles löste bei mir von Anfang an ……… einen Lachanfall aus!

Ich lache ihn nicht aus. Nein, ganz im Gegenteil, aber aus irgendeinem Grund finde ich ihn so humorvoll, wie sonst keinen Autor, außer vielleicht Wolf Haas 🙂 Er hat diese Art Humor, dem ich mich schwer entziehen kann. Selbst in den schrecklichsten Momenten seiner Geschichten schwingt eine humoristische Note mit. Es ist eine Art Sarkasmus, den ich überaus bewundere.

Als erstes Werk beschaffte ich mir „Holzfällen. Eine Erregung“ weil ich gespannt war, ob dieses Buch, das 1984 einen Riesenskandal auslöste, im Jahr 2011 noch irgendjemand vom Hocker reissen würde. Was soll ich sagen: ich lachte von der ersten bis zur letzten Seite! Die Droge wirkte! Ich wollte mehr und mehr davon …. jedes einzelne Werk ein Wunderwerk der Literatur! Mittlerweilen steh ich bei ungefähr 18 Büchern und mehreren Theaterstücken und wenn ich alle Bücher gelesen hab, fang ich wieder von vorne an! 🙂

Super interessant auch das Buch über den Briefwechsel von Bernhard und Unseld (Herausgeber), die sich meist sogar noch über Telegramme beflegelten, sowie seine biografischen Bücher.

So schleppte ich nun vor ein paar Jahren meine liebe Freundin mit nach Ohlsdorf in sein Haus, wo wir eine ausführliche Führung buchten. Während sie ziemlich desinteressiert nahezu einschlief, hängte ich an den Lippen dieser Literaturstudentin, die mir tausende Einzelheiten erzählte über Thomas Bernhard, sein Leben, sein Werk, seine Welt!

Möge diese Sucht noch lange anhalten! Danke Herr Bernhard für ihr Schaffen! Schade, dass ich nie mit Ihnen gemeinsam über irgendwas lachen konnte!




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