Achtung Diebe!

21.Feb.2016 von

Goldener Bär für Flüchtlingsdoku, lese ich verschlafen und meine Gedanken schweifen etwas ab, als ich darüber nachdenke, was der Gewinner, Gianfranco Rosi bei seiner Siegesrede sagte:      „Wir tragen alle die Verantwortung dafür. Ich denke, was derzeit passiert, ist nach dem Holocaust eine der größten Tragödien der Menschheit.“

Was werde ich in vielen Jahren meinen Enkelkindern erzählen, wenn sie fragen: „Und? Wie hast du dich damals verhalten, als zigtausende Vertriebene nach Österreich strömten?“Ich werde wahrheitsgemäß antworten: „Zu Beginn der Krise fuhr ich beherzt und energisch am Bahnhof helfen, brachte Säckeweise Spenden, kaufte so viele Herrenrasierer wie noch nie in meinem bisherigen Leben … regte mich innerlich schrecklich auf, über alle in meinem Umfeld, die nicht halfen ….. mit Fortdauer der Krise allerdings, wurden die Ausreden immer häufiger, warum ich nicht helfe, stundenlang Spenden zu sortieren, oder Halalbrötchen zu schmieren. Der Alltag kehrte wieder ein und neben meinem „normalen Job“  verbrachte ich meine Freizeit zum größten Teil lesend, kochend, essend, dem wundervollen Leben frönend, immer mit einem Funken schlechten Gewissen, dass viele, viele Menschen unendlich mehr halfen als ich … naja, ganz so ist es auch nicht. Ich hab schließlich auch meine persönlichen, kleinen Flüchtlinge, mit denen ich viel Zeit verbringe! Sie sind mir so vertraut und lieb geworden, dass die Beschäftigung mit ihnen nicht unter „soziales Engagement“, sondern unter „Familie“ fällt ….“

„Ob ich ANGST hatte, zu der Zeit? Nie! Warum auch? In der Gegend wo wir wohnen, hab ich niemals auch nur einen einzigen Flüchtling getroffen …!“

Die Kriminalität in unserer Wohngegend ist seit Jahren unverändert, denke ich. Ich glaube kaum, dass durch die vielen Flüchtlinge derzeit mehr eingebrochen wird, als die letzten Jahre auch schon. Tatsache ist jedoch, dass es sehr viele Einbrüche gibt. Nahezu jede Woche hört man von einem Vorfall in unserer Siedlung. Oftmals sind es sogenannte: Dämmerungseinbrüche, wenn die Hausbesitzer nur kurz mal wegfahren, und das Haus „alleine“ steht, wesentlich unangenehmer allerdings sind Diebe, die in der Nacht eindringen, wenn alles schläft ….

Wir selber blieben bisher verschont vom nächtlichen Diebestourismus. Das mag zum einen daran liegen, dass unsere gesamte Familie zutiefst schlafgestört ist: ständig krebst jemand in der Nacht durch´s Haus, um fernzusehen, zu lesen, oder mit den Katzen zu spielen. In der Zeit, wo die Kinder noch daheim waren wurde oftmals um Mitternacht gekocht, Gitarre gespielt oder man philosophierte nächtens mit dem – ebenfalls schlafgestörten – Nachbarn am Zaun. Das bedeutet, ein motivierter, interessierter Einbrecher, konnte sich nie sicher sein, ob er in der Villa Kunterbunt mitten in der Nacht in eine Kochsession platzt, oder den Hausherrn um 3 Uhr früh vor dem Fernseher überrascht? Abgesehen davon, dass ich mir nicht im Geringsten vorstellen kann, was ein Dieb uns entwenden würde, weil nichts Verlockendes bei uns herumliegt,  kann ich mir auch in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen, wo er reinkäme … bei der Türe, die bei der leisesten Berührung so dermassen zu quietschen beginnt, dass alle – einschließlich beider Katzen – Habt acht! stehen, oder bei der anderen Tür, die bei der leisesten Berührung so dermassen zu quie ……… 🙂

Dennoch sorgen wir vor und haben eine ausgeklügelte Strategie erdacht, in dem äußerst seltenen Falle, wo der Mann und ich gemeinsam das Haus verlassen. Wir sind also voll gewappnet!

Mann: „Licht oben an, Radio an“

Ich: „CHECK! Fm4?“

Mann: „Ja!“

Ich: „das ist super. Es ist Samstag Abend, Davidecks steht am FM4 Programm …. sollte es einer wagen, einzubrechen, würd er verzweifelt wegrennen bei der Musik“

Mann: „Licht im Gang“,

Ich: „CHECK!“

Mann: „Abgesperrt?“

Ich: „CHECK!“

Mann: „Hallo Nachbar, wir gehen aus heute!“

Nachbar: „CHECK! Ich bleib am Fenster sitzen, bis ihr wieder da seid!“

Ich: „Das brauchst du nicht, ich hab Fotos gemacht von meinen beiden Wertgegenständen! Sollen sie die ruhig mitnehmen! Bei Verlust kann ich mir immer noch die Fotos ansehen …. wert sind sie sowieso nix“

Unlängst untersuche ich unseren Zaun auf etwaige „Gaunerzinken“ die sich Diebe untereinander angeblich geben. Ich war überzeugt davon, welche zu finden und sie dann zu übersetzen:

„Jungs, vergesst bitte dieses Haus! Hier ist absolut nichts zu holen, alle Türen quietschen erbärmlich und die Bewohner machen nur Stress in der Nacht!“

Hab nichts gefunden.

 

 

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