Bee Gees

22.Jun.2013 von

Zutiefst erschöpft, fiel ich in´s Bett (Erklärung dafür kommt in einem anderen Beitrag!) Meine Füsse schmerzten und ich besah mir noch die Blasen, die ich mir vom unpassenden Schuhwerk einhandelte. Mit einem tiefen, wohligen Seufzer, zücke ich meine beiden Fernbedienungen. ER bedient sein eigenes cockpit, das um ein neues Gerät erweitert wurde. ER meint, er hätte nun die tollste Multimediaanlage, die je ein Mensch besessen hat, noch dazu weil die meisten Teile vom Flohmarkt stammen!

Ich freu mich auch, denn der kleine Flatscreen an der Wand vis a vis unseres Bettes wächst mir immer mehr an´s Herz! Erstmals in meinem Leben beherrsche ich ein Elektronikgerät, kann ohne fremde Hilfe sogar Sendungen aufnehmen und wiedergeben! 🙂 Übrigens, an alle da draußen, die meinen, soviele Elektrogeräte im Schlafbereich sind schädlich …… als Riesenfan der „science boygroup“ Professor Gruber&Professor Oberhummer, freue ich mich, daß die beiden, jegliche Bedenken diesbezüglich ausgeräumt haben.

Man stelle sich also nun folgende Situation vor: ER blickt seitlich liegend in seinen kleinen Fernseher, der von unzähligen Geräten umgeben im „Cockpit-Kasten“ steht. Den Ton empfängt er via Kopfhörer. Ideal für uns beide, denn so können wir nebeneinander liegend, zwei komplett verschiedene Filme ansehen, ohne jeweils den anderen zu stören!

Eigentlich wollte ich aber eine ganz andere Geschichte erzählen ………

In entspannter Liegestellung zappe ich wie immer bei Programm 1 beginnend: action-Musikantenstadel-Diskussion-Musikantenstadel-action-Thriller-Ottfried Fischer-Bee Gees- …… Ich liebe Musikerbiografien! Die alten Songs, Bühnenauftritte anno dazumals, Interviews mit ehemaligen Wegbegleitern, herrlich!! Das ist genau richtig zum Einschlafen! Die Doku dauert an die zwei Stunden, wobei ich in der Mitte erst eingestiegen bin.

Ich bin ja nun nicht so der Bee Gees Fan, habe sie niemals live gesehen, kenne aber eine Menge Songs, die ich fröhlich im Bett mitträllere. Es wird erklärt, daß die Brüder in ihrer Jahrzehnte dauernden Karriere, auch lange Phasen von Erfolglosigkeit hatten. Der große Durchbruch kam 1977 mit dem Soundtrack zum Film „Saturday night fever“ mit John Travolta ……. Hanni, falls du diese Zeilen hier liest …… erinnerst du dich? Wir haben uns gemeinsam diesen Film angesehen, ich glaube es war das Votivkino …..?

Meine Gedanken driften ab in diese Zeit, wo sogar das müde, verschlafene Wien von der Discowelle ergriffen wird. Hanni und ich mit unseren Minipli Frisuren und psychedelischen T Shirts tanzten und shakten zu „Staying alive“ und den unverwechselbaren Eunuchenstimmen der Bee Gees.

Die langhaarigen Brüder auf der Bühne flimmern auf dem Bildschirm, zigtausende, tobende Fans und ich, lächelnd im Halbschlaf, summe zu den Melodien. Robin in der Mitte, links Barry, rechts Marcel …. äh, nein, der hieß wie nochmal? Maurice! Ist das der mit dem Pferdegebiss? Ein Interview mit Robin aus 2001 … achja, das ist der Dünne, oder? Man zeigt Fotos seiner ersten Ehe, den beiden Kindern, dann die zweite Ehefrau. Ich überlege: lebt der noch? Irgendeiner der Brüder ist doch vor Kurzem gestorben?

Szene im Studio aus 1988. Andere Mode, andere Frisuren. Wer ist nun wer? Barry? Welcher ist das nochmal? Der mit dem Gebiss? Nein, das war Maurice, oder doch nicht?

Ich konzentriere mich. Das kann doch nicht sein, daß ich mir nicht mal die Namen und Gesichter von drei Brüdern merke. Mein angestrengtes Denken bewirkt, daß ich in einen Sekundenschlaf falle aus dem ich erwache, als Andy Gibb im Bild ist. Wer ist das jetzt???? Ein Cousin? Natürlich nicht, der kleinste Bruder werde ich sofort erfahren. Viel zu früh, viel zu jung gestorben. Interview mit Barry aus 2001. Schwarze, kurze Haare, Brille, Lederjacke. Er bedauert, sich nicht mehr um Andy gekümmert zu haben. Ist das der mit dem Pferde ….. ? Robin ist es jedenfalls nicht, ich glaube, den check ich jetzt!

Nächste Einstellung, ein molliges, deutsches Pärchen, die ihre Wohnung in ein Bee Gees Museum umgewandelt haben. Tausende Sammelobjekte und ebensoviele Geschichten. Sie kann vor Trauer nicht mehr weiter sprechen, als sie von …. Robin´s? Tod erzählt! Ja, also der Dünne. Der Ehemann ist mehr Fan von Maurice. Auch er weint. Was heißt das nun? Beide tot? Barry? Lebt der noch? Nach weiterem Kurzschlaf erwache ich bei einem Interview mit Barry aus 2012 – aha! Der lebt also noch, oder ist er erst heuer gestorben? Ich bin erschöpft. In meinem Kopf kreisen ziemlich viele Brüder mit ziemlich vielen Namen.

Beim Frühstück am nächsten Tag muss ich an meine nächtliche „Bee Gees Merkunfähigkeit“ denken und lache laut auf. Ich erzähle dem Mann von meiner anstrengenden Gedächtnisübung, worauf er kopfschüttelnd meint: „Geh bitte, die drei erkenne ich im Schlaf. Ich weiß alles über sie!“ Kleinlaut gebe ich zu: „Ich hab heute im Wiki gelesen, daß Robin und Maurice Zwillingsbrüder waren, das wusste ich gar nicht!“ „Nein, doch nicht die beiden. Robin und Barry waren die Zwillinge und Barry ist gestorben!“ „Falsch! Zuerst ist Maurice gestorben, das war der mit dem Pferde …“ „Was? Der ist schon gestorben? Und was ist mit den anderen beiden?“ „Es lebt nur noch Barry, Robin ist letztes Jahr an Krebs gestorben.“ „Blödsinn, da haben wir doch noch ein Solokonzert von ihm im Fernsehen gesehen!“

Ich seufze tief …. es geht also nicht nur mir so mit den Gibb brother´s??

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