Lesestoff Tipp

25.Jan.2013 von

Ich werde dich so glücklich machen/Anne B. Radge

 

Bekannt wurde diese norwegische Autorin bei uns mit ihrer Trilogie „Das Lügenhaus-Einsiedlerkrebse-Hitzewelle“, die grandios war.

Ihr neuester Roman spielt in einem 8-Parteien-Haus im norwegischen Trondheim, Anfang der 60er Jahre und zeigt die damalige Gesellschaft der Nachkriegsgeneration herrlich gezeichnet auf.

 

Endlich ist man in eine moderne, neue Wohnung mit Toilette und Badezimmer gezogen, kann sich Tiefkühltruhe und Staubsauger leisten und das Leben der Hausfrau wird dadurch um vieles einfacher. Die Frauen des Hauses sind durchwegs daheim und kümmern sich um Wohnung und Kinder, selbst die kinderlosen Frauen gehen keiner Berufstätigkeit nach-das kann man sich jetzt leisten!

Um auch außerhalb der eigenen vier Wände zu demonstrieren, wie reinlich man ist, liefern sich die Damen einen Putzwettkampf im Stiegenhaus und bekommen so natürlich viel vom Leben der Mitbewohner mit.

 

Einzig eine gebürtige Engländerin, die nach Norwegen geheiratet hat, arbeitet in ihrer Küche als Friseurin. Das wird natürlich von den Nur-Hausfrauen eher als seltsam angesehen wo doch ihr Mann scheinbar keiner geregelten Arbeit nachgeht und außerdem immer ohne Hut anzutreffen ist (er ist allerdings freiberuflicher Übersetzer ).

 

Im letzten Stockwerk wohnt sogar eine Frau, die nichts anderes zu tun hat, als sich für ihren Mann, der tageweise als Tütensuppenvertreter durch die Lande fährt, schönzumachen und am Balkon in der Sonne zu liegen-wie unmoralisch (finden die anderen Damen)!

 

Abwechslung bieten Vertreter, die an der Wohnungstür die neuesten Errungenschaften der Technik anbieten und somit die weite Welt ins traute Heim bringen. Einige Familien besitzen sogar schon ein Fernsehgerät, wo zur Zeit laufend vom Vietnamkrieg berichtet wird. Das interessiert aber eher nur die Herren der Schöpfung, die nach einem anstrengendem Arbeitstag nur mehr mit einem Bier entspannen wollen.

 

Anhand der einzelnen Familien in diesem Haus wird das Sittenbild und der neu erreichte Wohlstand witzig und dennoch auch zum Nachdenken anregend erzählt und es ist ein amüsanter und kurzweiliger Roman.

Ingrid F.

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