Nino auf der Insel

24.Jun.2013 von

„Ja, ja, ich komm ja schon ….“ rufe ich, springe in eine lange Jean, Converse, spraye alle noch sichtbaren Körperstellen mit Gelsenchemie ein, setzte den g´schmeidigen Helm auf und schwinge mich ächzend auf den Motorroller. Los geht´s Mann, ab zur Insel!

Da der Mann und ich nicht sonderlich gut harmonieren in Orientierungsfragen haben wir uns sicherheitshalber auf google maps genau angesehen, wo wir am besten parken, um stressfrei zur Ö1 Bühne zu gelangen. In blindem Vertrauen dem Lenker gegenüber, umklammere ich vom Rücksitz aus den wohlbekannten Körper vor mir und wir brausen durch den Bezirk mit Ziel Donauturm! Würde uns ja gerne sehen auf diesem Zweirad, wie wir mit den gleichen, feschen Helmen aneinandergeschmiegt herumflitzen. Bei jedem Bremsmanöver vergesse ich, meine Muskeln zu spannen, und klopfe wie ein Specht mit meinem Helm an des Mannes Helm an, ur peinlich! 🙂

Das Zweirad, das outfit, das bevorstehende Event, all das schmeckt schon sehr nach Jugend und meine Aufregung steigt von Minute zu Minute. Wir finden sofort einen Parkplatz und marschieren los! Immer dem Lärm und der Musik nach! Spätestens, als uns Cowboys entgegenkamen, müssten wir schon bemerkt haben, daß wir 1. auf der Countryinsel sind und 2. noch nicht die Brigittenauerbrücke überquert haben.

Zu meinen herausragendsten, sowie unwichtigsten Talenten gehört das „Erspähen“. Ich bin eine wahre Meisterin im sekundenschnellen Erspähen von Menschen und Tieren. Ganz egal wo ich mich in meiner Heimatstadt befinde, erspähe ich mindestens eine bekannte beziehungsweise berühmte Person. Am liebsten übe ich diese Leidenschaft im Beisammensein mit meiner kleinen Schwester aus. Nicht nur, daß ich bei jedem schwesterlichen Date, jemanden erspähe, erzähle ich ihr dazu auch noch komplett uninteressante Geschichten über den erkannten Menschen, die sie sich freudig anhört. Möglicherweise, um mir Freude zu bereiten? Ebenso erspähe ich jedes Tier. Eine Seerunde mit Dani ist gleichbedeutend mit: Wer von uns beiden sieht mehr Tiere? Zum Leidwesen mancher Auto Beifahrer, erspähe ich auch jeden einzelnen Raubvogel, Silberreiher oder Feldhasen,  bei Tempo 130 auf der Autobahn.

Es ist immer noch sehr heiß, wir nähern uns zielstrebig der nächstgelegenen Bühne, sehen hunderte Menschen, die meisten verkleidet, wie im Wilden Westen, schunkelnd und tanzend, als ich einen entgegenkommenden Radfahrer sofort als Bekannten identifiziere (= erspähe!). Es ist Hans Peter, Natalie´s Papa. „Wo wollt ihr denn hin?“ „Na zu Nino, Ö1 Bühne natürlich“ antworten wir beinahe wichtigtuerisch. „Wie wollt ihr denn da rüberkommen?“ fragt Hans Peter freundlich. Was? Wie? Wir befinden uns noch gar nicht auf der Insel??? Oh mein Gott, wir haben ja nicht einmal noch die Donau überquert …. „Glaubst du, kommt man von hier rauf zur Brigittenauer Brücke? Frage ich Hans Peter kleinlaut und sehe über uns die Brücke. „Ich glaube nicht, daß es hier eine Stiege gibt, die man raufgehen kann, im schlimmsten Fall müsst ihr zur Reichsbrücke zurückgehen ….“

Nur über unsere Leiche, sagen der Mann und ich und entdecken einen Erzberg ähnlichen, staubigen, 90 gradigen Trampelpfad neben der Brücke, den wir uns keuchend, aber behende raufhanteln. Heimlich beschliesse ich, demnächst einen VHS Kurs über den richtigen Umgang mit google maps zu belegen. Ab dann war es einfach, den Menschenmassen zu folgen und lässig auf die Insel zu gelangen.

Vor dem Ö1 Zelt treffen wir auf Daniel und nach und nach trudeln jede Menge Leute ein, die wir kennen. Großes Hallo, denn ich wusste gar nicht, daß so viele Freunde zu Nino´s Konzert kommen würden! Nebenbei erspähe ich natürlich auch vertraute Gesichter aus vergangenen Nino Konzerten, Fotografen, Fans, Journalisten. Alex, wo bist du??? Ich könnte dir so viele Geschichten erzählen über jeden einzelnen!

Das Konzert soll um 20.00 Uhr beginnen. Wir wussten schon vor dem Konzert, daß Nino´s Bassist Pauti, nach Ende des Konzertes zur FM4 Bühne düsen muss, weil er dort auch einen weiteren Gig mit Clara Luzia spielen soll. Dani sieht auf die Uhr, es ist 19.30 und die „Tschuschenkapelle“ geigt erst so richtig auf …. kann sich das alles ausgehen? Die Kapelle spielt ein Lied nach dem anderen, es ist bereits 20.00 Uhr und kein Ende in Sicht. Ich werde leicht nervös. Konzert ohne Pauti? Klar, Nino macht das schon irgendwie. Abgesehen davon, daß ich vor jedem Nino Konzert ein wenig nervös werde, weiß ich nun definitiv, der Bassist kann entweder hier spielen, oder aber er ist schon auf dem Weg zur FM4 Bühne …. Endlich, auf der Leinwand vor dem Zelt sehe und höre ich, wie der Bandleader sagt: „Und nun unser letztes Lied“! Es ist 20.45.

Viele Leute strömen aus dem Zelt, genauso viele strömen rein, warten auf Nino. Die Stimmung steigt. Instrumente werden hergerichtet, gestimmt, es wird schon gerufen, gepfiffen, Nino Rufe! Ich spreche noch kurz mit Stefan, Nino´s Labelboss und bin glücklich, als er verkündet: „Pauti spielt das Konzert hier zu Ende! Clara hat einen Ersatzbassisten mit!“

Bei den Konzerten gibt es oftmals die Sorge, ob der Sound gut ist und das bemerkt „Mann“ natürlich sofort beim ersten Song. Die ersten Takte werden angespielt, ich erkenne unschwer, es ist „connected“ …. los geht´s!! Ich drehe mich lächelnd zu ihm um, er nickt nur wohlwollend.

Wir kennen klarerweise die Lieder Wort für Wort auswendig und ich höre hinter mir Dani jedes einzelne mitsingen. „Ohrid“, „Mme Monique“, der Sound ist fantastisch, die Harmonie in der Band ein Traum! Nicht umsonst sagen manche Kenner der Szene: die derzeit beste Band in Wien! Nino begrüßt das Publikum. Neben mir zwei junge Männer: “ Er ist einfach ein Wahnsinn! So leiwand!“ „Urwerk“ Ich blicke mich um, beobachte die Menschen. Erspähe ein Ehepaar aus unserer Siedlung …. cool, DIE sehen sich ein Nino Konzert an? „Plurabelle“ so viele singen mit, erhebendes Gefühl für die Mutti :-). Der Mann neben mir sagt zu seinem Freund: „Mich würde so interessieren, ob er wirklich so ist, oder ob das alles gespielt ist?“ Natalie und ich sehen uns grinsend an …. wir wissen es ja! „Schlagoberskoch“, „Vollenden“ gefolgt vom grandiosen „Schlusslied“. Ich spreche kurz mit dem Siedlungsehepaar. Sie sagt: „Servus, mein Mann und ich wollten mal diese Band anhören, über die man soviel hört … und du? Hast du sie auch schon mal gesehen?“ Sie war komplett fertig, als ich erzähle, daß Nino unser Sohn ist.

Tosender Applaus …. die Band verläßt nach dem Schlusslied einer nach dem anderen die Bühne, sodaß am Schluss nur noch Pauti mit dem Bass oben steht. Ein Ritual, das Insider schon kennen. Pfeifen, rufen, klatschen, ZUGABE!!!! Unter noch größerem Applaus kommen sie wieder auf die Bühne. „Johnny Ramone“, „Fühlen“, „Du Oasch“. Die Band wird vorgestellt, Clara Luzia um Verzeihung gebeten ….. schließlich das wirklich „allerletzte Lied“!

Schweißgebadet und glücklich stehen wir alle vor dem Zelt, treffen fast alle Freunde wieder, großes Lob von allen Seiten: ein echt SUPERTOLLES Konzert! Andi meint: „Uschi, kannst du dich erinnern ….. am Anfang seiner Karriere wollte Nino nie so gerne, daß ihr auf die Konzerte kommt und du sagtest nur: ah, das ist schon ok, irgendwann mal wird er ein großes Konzert auf der Donauinsel geben und da werd ich dann dabei sein!!!“

Ö1 hat das Konzert live im Radio übertragen, leider nicht vollständig, weil es zu spät begonnen hat, aber ich hab es mir heute früh nochmals angehört!

Wir finden problemlos unser Moto und düsen wieder, teenagermäßig nach Hause! Danke Nino, Raphael, David und Pauti! Bis zum nächsten Mal! 11. Juli open air Museumsquartier 🙂 wir sind dabei!

 

 

 

Verwandte Artikel

Tags

Share

404