Quiqui, das Putzen und ich

5.Jun.2013 von

Meine Affinität zum Tod ist ja hinlänglich bekannt.

Neulich habe ich eine witzige, gedankliche Entdeckung gemacht.
Ich bin nicht so der Putzteufel in unserem Haus. Sind die Fenster dreckig, dann sind sie eben dreckig und ich lade Gäste nur in der Nacht ein. Liegt der Lurch und ich mag grad nicht staubsaugen, dann liegt eben der Lurch. Die Küche sollte ich schon längst mal innen und außen putzen, aber da lese ich lieber ein Buch. Vom Badezimmer will ich gar nicht reden.

Allerdings … Unlängst bekam ich Besuch von jemandem, der angeblich ein totaler Messi ist. Bei der Frage, ob er sich die Schuhe ausziehen soll, antwortete ich wie immer: “ Nein, auf keinen Fall, es sieht bei mir eh schrecklich aus!“ Daraufhin ließ er mit offenem Mund den Blick schweifen und meinte fast resigniert: „Das nennst Du schrecklich aussehen?“
Okay, was soviel bedeutet, wie: für Messi Verhältnisse sieht unser Haus ganz passabel aus. Oberflächlich betrachtet sieht es nämlich ordentlich aus. Aufräumen stört mich auch nicht so sehr, wie putzen.

Vor einigen Tagen dann hatte ich einen regelrechten Putzanfall, der mir mehr als verdächtig erschien! Ich begann mit den Grobarbeiten, wie staubsaugen, abwischen, aufwaschen. Irgendwann jedoch bekam das Ganze eine Eigendynamik, die fast nicht mehr zu stoppen war. Ich kam vom Hundertsten ins Tausendste, wurde penibel, akribisch, masochistisch und hysterisch.
Die Sache war nämlich die, dass ich während des Anfalls ständig in dem Gedanken lebte, dass dies nun mein allerletztes Putzereignis war, bevor ich ins Jenseits hinüberging. Die Vehemenz meines Sauberkeitsdranges war dermaßen verdächtig, dass für mich fest stand, dies ist ein Ruf von oben, doch nun endlich abzutreten, jedoch vorher das saudreckige Haus in Ordnung zu bringen! Der Zustand war regelrecht suchterregend.

Ich hörte in meinen Gedanken den Lebensmenschen unter Tränen stammeln: „Sie hat alles noch so wunderschön geputzt, so als wollte sie das Haus für uns im himmlischen Glanz hinterlassen!“ Alle Freunde und Familienmitglieder sprachen in ihrer grenzenlosen Verzweiflung und Trauer nur von einem: „Stell dir vor, sie hat noch das gesamte Haus von oben bis unten blitzblank geputzt …. Was das wohl bedeuten mag? Es soll sicher ein Zeichen sein … wobei …. Wirklich gerne geputzt hat sie meines Wissens noch nie ….“

Die Kinder, stets offen für mysteriöse Zeichen aus dem Jenseits freuten sich tränenüberströmt über ein nie da gewesenes, vom Dach bis zum Keller geordnetes, duftendes Haus. Überall frische Blumen in den Vasen, Kerzen und sonstige künstlerische und kreative Ergüsse.

Mit diesen Bildern im Kopf legte ich mich Abends glücklich, zufrieden und beruhigt schlafen: „So, jetzt kannst du kommen! Ich bin bereit!“

Nix geschah …. Der nächste Morgen war wie jeder andere auch, ich lebe noch! Seltsam, denke ich und lustwandle fröhlich durch das nicht wieder zu erkennende Haus …. Es soll also doch nicht die allerletzte Putzsession gewesen sein ….?

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