Spargelrisotto

4.Jun.2013 von

Die Nacht von Sonntag auf Montag war schlaflos. Zuerst ein Film, der mich beeindruckte und den ich mir fertig ansah bis 1 Uhr früh. Franky schrie um 2 Uhr früh, daß er rausgelassen werden möchte. Ritual: ich packe ihn und trage ihn in die Küche, um ihn beherzt aus dem Küchenfenster auf´s Vordach zu schmeissen. Das Ritual deshalb, damit er mir nicht auskommt und ich ihm durchs ganze Haus hinterher renne zur Schiebetür, die in den Garten führt. Immerhin erspare ich mir dadurch 9 oder 10 Stiegen, je nachdem von welcher Seite ich runter laufe.

Ich habe zum Glück die Fähigkeit, sehr rasch wieder einzuschlafen. Meistens freut es mich sogar, wenn ich die Uhrzeit sehe ….. 2:05 und dabei denke, angenehm … noch fünf Stunden schlafen! Nur diesmal wollte meine Einschlaffähigkeit einfach nicht gelingen. Rechtsdrehung, Linksdrehung, Rückenlage, Bauchlage … denken, überlegen …. langsam, ganz langsam kommt er wieder, der alles einhüllende Schlaf. Drei Uhr früh. Das vertraute hartnäckige Miauen kommt von draußen, dringt erst sanft in mein Traumbild, vermischt sich mit den Gesprächen, die ich gerade führe in der anderen, der Traumwelt. Das Rufen wird lauter, vehementer. Monoton, ständig und ohne Pause. Ich blicke an die Decke: 3:04 Uhr. Ja, ich habe natürlich eine Digitalanzeige am Plafond über meinem Bett, wen wundert das jetzt?

Ich stehe auf und Ritual Nummer zwei startet. Fenster öffnen, dem Kater zurufen: „Komm, ich lass dich rein“, runter laufen ins Wohnzimmer und da steht er dann, schimpfend, warum das alles so lange dauert. Ich schimpfe ebenfalls und sage: “ Komm jetzt sofort ins Bett heia machen“ und beide eilen wir wieder ins Bett. Wenn ich Glück habe kuschelt er sich schnurrend zu mir und wir schlafen beide ein. Diesmal leider keine Chance. Ich finde keinen Schlaf mehr und Franky hüpft im Bett herum und denkt auch nicht an eine Ruhepause. Soll ich den Fernseher aufdrehen, soll ich lesen, soll ich wieder aufstehen ….? Die rote Leuchtanzeige am Plafond verändert minütlich ihr Bild.

Ok, ganz ruhig. Ich lege mich kerzengerade auf den Rücken. Irgendwie hab ich Hunger. Was könnte ich denn morgen kochen? Im Geiste gehe ich den Inhalt meines Kühlschrankes durch und siehe da, in der untersten Lade liegt noch ein halbes Kilo grüner Spargel! Das ist fein! Ich koche mir morgen Spargelrisotto. Das Risotto manifestiert sich plötzlich in meinem Hirn. Ich röste eine Zwiebel, schütte ein Häferl Risottoreis dazu, den ich mitröste. Einen halben Liter Suppe mache ich ganz rasch und stelle eine Flasche Veltliner bereit. Das Rühren kann beginnen. Immer noch am Rücken liegend, die Augen geschlossen stelle ich mir Schritt für Schritt das herrliche Kocherlebnis vor. Ich lösche den Reis mit Suppe und rühre, bis sie verdampft ist, dann Wein, ich rühre, ich rühre. Der Mann beginnt zu Schnarchen. Ich nehme wieder Suppe und rühre, rühre, Wein, rühre, schnarch, schnarch, Suppe, rühre, rühre, Wein, rühre, schnarch.

Den grünen Spargel schäle ich und schneide ihn in kleinere Stücke, sie werde ich kurz vor Fertigstellung des Risottos in der Pfanne kurz braten. Ich rühre immer noch, der Reis beginnt cremig zu werden. Schnarch. Die Digitalanzeige an der Decke springt auf 3:44 Uhr. Der Kater hat grad irgendwo im Haus einen Tobsuchtsanfall, er brüllt und rennt wie von Sinnen durch´s Haus. Hat er etwa eine Maus mit hereingebracht und es ist mir gar nicht aufgefallen? Ich rühre immer noch, die Suppe ist fast verbraucht, Wein ist ja noch genügend hier.

Das Rühren wird langsamer, ruhiger, der Duft des Risottos vernebelt meine Sinne ich schwappe weg und davon ….. stehe dann plötzlich in einem sehr hübschen Landhaus in Kärnten, das meine Schwägerin mir voller Stolz präsentiert. Die Küche dort sieht echt nett aus, verstohlen schaue ich auf den Herd: wo ist mein Risotto????

Irgendwann drehe ich mich um, der Kater liegt entspannt schnurrend neben mir, ein kurzer Blick an die Decke: 5:30 Uhr. Ich sehe mir noch die anderen Zimmer im Kärntner Landhaus an. 7:00 ist eine gute Zeit aufzustehen. Jedoch, was ist los mit mir? Ich bin gerädert. Bleierne Schwere vom Kopf bis zu den Füssen, die Augen klappen zu, ohne, daß ich was dagegen tun kann. Ich bin müüüüüüüde.

Ich schleppe mich durch den Montag, nur mit einem, alles beherrschenden Gedanken: das Risotto! Ich kann es kaum erwarten, bis alle wichtigen und unwichtigen Tätigkeiten erledigt sind. Um 16.00 Uhr bin ich so müde, daß ich mich beinahe nicht mehr auf den Beinen halten kann. Ich könnte mich nun ein wenig hinlegen, doch der Drang ist zu groß, die Sucht nagt an mir, sie will gestillt werden. Ich schwinge den Kochlöffel: das Rühren kann beginnen!

Bleibt noch zu erzählen, daß ich dieses verdammte Risotto nur für mich alleine koche! Nun esse ich schon den zweiten Tag daran! 🙂

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